Eigentlich gibt es für die Xbox nicht wirklich viele Rennsimulationen.
Diesen Zustand möchte Microsoft mit "Forza Motorsport" nun endlich ein
Ende setzen. Nach einigen durchspielten Nächten kann hier ruhigen
Gewissens gesagt werden, dass sie es wirklich geschafft haben.
Als erstes fällt bei "Forza Motorsport" die große Auswahl an realen
Fahrzeugen auf. Weit über 200 Vehikel von ca. 60 Markenherstellern sind
hier vertreten. Dies reicht vom normalen Serienwagen bis hin zum
Leichtbau-Prototypen mit etwa 600 PS. Wer diese alle ausprobieren möchte,
kann dies im Spiel-Modus "Freier Lauf" ohne Einschränkungen ausgiebig tun.
Es stehen sämtliche Fahrzeuge und alle Strecken zur Verfügung. Zur
Trainingskontrolle tritt der Spieler ab der zweiten Runde gegen sich
selbst in Form eines Geister-Fahrers an. Echte Gegner sind hier noch
nicht auf der Strecke, da dieser Modus der Übung dient. Wem dies auf die
Dauer zu einsam ist, kann nun entweder das Arcaderennen oder den
Karrieremodus starten. Das Arcaderennen ist quasi das schnelle Spiel für
zwischendurch. Zu Beginn stehen nur ein paar Fahrzeuge und wenige
Rennstrecken zur Verfügung. Erst wenn mindestens der dritte Platz in
einer Rennserie erreicht wurde, werden weitere Strecken und Fahrzeuge
freigeschaltet.
Wirklich ins Eingemachte geht es dann im Karrieremodus. Hier ist das Geld
der ausschlaggebende Faktor. Zu Beginn steht ein begrenztes Guthaben zur
Verfügung. Erst wenn Rennen gewonnen werden, wird dieses aufgestockt.
Da die Fahrzeuge gekauft werden müssen ist klar, dass es nicht gleich mit
einem Ferrari losgeht. Je nach fahrerischem können stehen nach und nach
die finanziellen Mittel für das Fahrzeugtuning und die Erweiterung des
Fuhrparks zur Verfügung.
Für fahrfaule Mitstreiter ist es hier sogar möglich, einen eigenen
Fahrer auszubilden, der dann die Rennen für einen bestreitet.
Mittels der Drivatar-Technologie erlernt der virtuelle
Kollege durch Beobachtung und Nachahmung den eigenen Fahrstiel.
Dies tut er jedoch nicht selbstlos sondern kassiert einen Teil der
Siegesprämien.
Die Fahr-Physik entscheidet nun darüber, ob ein Titel ein nettes Spiel
oder eine echte Simulation ist. Microsoft hat bei "Forza Motorsport"
bewiesen, dass sie ihr Handwerk verstehen. Alle Fahrzeuge warten mit
unterschiedlichem Fahrverhalten auf. So ist z.B. ein deutlicher Unterschied
zwischen den front- und den heckangetriebenen Fahrzeugen zu erkennen,
vor allem was das Verhalten in den Kurven angeht. Bei den PS-starken
Fahrzeugen sollte das Gaspedal fein dosiert werden, da diese giftig
beschleunigen und zum Ausbrechen neigen. Dem Fahranfänger wird mit den
verschiedenen Fahrhilfen, wie STM, TCS oder ABS unter die Arme gegriffen.
Sogar eine intelligente Ideallinie kann eingeblendet werden. Sie zeigt
nicht nur die richtige Position auf der Strecke sondern auch die richtige
Geschwindigkeit an. Ist sie grün, ist alles in Ordnung. In Kurven oder bei
Bodenwellen ändert sie, je nach Geschwindigkeit, ihre Farbe von gelb nach
rot. Erst wenn die Geschwindigkeit entsprechend gedrosselt wurde, wird sie
wieder grün und die Gefahr des gekonnten Abfluges ist gebannt.
Aufgrund des Schadenmodells sollten Berührungen mit der Streckenbegrenzung
oder mit anderen Fahrzeugen auch tunlichst vermieden werden.
Apropos Berührung mit gegnerischen Fahrzeugen, stößt man einen Gegner an,
sollte dieser während des Rennens gut im Auge behalten werden, da es sein
kann, dass dieser sich rächt. Dies bleibt aber in einem fairen Rahmen.
Die komplette KI ist Microsoft übrigens sehr gut gelungen. Das Feld ist
ziemlich ausgewogen und es gibt keine Überflieger. Dennoch fahren die
Gegner auf einem guten Niveau. Verlässt man unfreiwillig die Strecke,
kann das Rennen nicht mehr gewonnen werden. Ohne Fahrfehler stellen sich
aber recht schnell erste Erfolge ein, was der Motivation gut tut.
Je weiter die Karriere fortschreitet, desto wichtiger wird das Tuning der
Fahrzeuge, um mit dem Fahrerfeld Stand halten zu können. Auch hier wurde
nicht gespart. Spoiler, Turbolader, Bremsen, Stoßdämpfer oder Getriebe,
alles kann gegen ein entsprechendes Entgeld aufgerüstet und eingestellt
werden. Gerade bei der Feineinstellung muss probiert werden. Zum Einen
sollte das Setup dem eigenen Fahrstiel entsprechend abgepasst werden,
zum Anderen kann es aber auch vorkommen, dass eine Modifikation die
Fahrleistung verschlechtert anstatt sie zu verbessern. Glücklicherweise
stehen hier ausreichend Telemetrikdaten zur Verfügung. Je nach dem wie
getunt oder gefahren wird, sollte auch der Krafftstoffverbrauch und die
Reifenabnutzung im Auge behalten werden. Der Fahrzeugverschleiß wirkt
sich ebenfalls auf die Fahrleistung aus und im schlechtesten Fall wird
ein Boxenstopp notwendig.
Die eigentliche Steuerung ist gutmütig ausgefallen. Sie reagiert direkt
und exakt. Optional kann auch ein Lenkrad angeschlossen werden. Als
angenehme Kleinigkeit hat Microsoft die Belegung des Controllers zusätzlich
auf der Rückseite des Manuals abgedruckt, was aber eigentlich nicht nötig
gewesen wäre, da sie übersichtlich und logisch aufgebaut ist.
Trotz all dieser technischen Komponenten wurde die Grafik nicht außer Acht
gelassen. Die Fahrzeuge sind sehr detailliert und sehen einfach nur gut
aus. Auch die Licht- und Schatteneffekte oder Reflexionen können sich
sehen lassen. Hinterlässt der Fahrer Bremsspuren auf der Strecke oder
Kratzer an der Begrenzung, so bleiben diese während des gesamten Rennens
erhalten. Die Strecken selbst sind ebenfalls detailreich und realistisch
umgesetzt. Hier bietet "Forza Motorsport" virtuelle und reale Kurse an.
Die Palette reicht vom Rundkurs über verwinkelte Stadtkurse bis hin zur
wunderschönen aber schwer zu fahrenden Bergstrecke. Auf der Nordschleife
des Nürburgrings wurden sogar die Bodengraffitis übernommen.
Der Sound ist ebenfalls nicht zu verbessern. Die Motoren hören sich satt
an und vermitteln eine gute Rennbahnatmosphäre. Details wie die einsetzende
Traktionskontrolle oder das Aufsetzen des Unterbodens auf der Rennstrecke
vervollständigen die Akustik. Lediglich bei der Hintergrundmusik wurde
gespart. Glücklicherweise können hier eigene Songs abgespielt werden.
Wer gegen echte Menschen antreten möchte, dem steht ein Multiplayermodus
über Splitscreen oder das System Link zur Verfügung. Wesentlich
umfangreicher ist dann der Online-Modus (Xbox-Live). Hier kann weltweit
gegen bis zu acht Fahrer angetreten werden. Wer möchte, kann sogar mit
seinem Fuhrpark onlinehandel betreiben.
Mit "Forza Motorsport" hat Microsoft die derzeit beste Rennsimulation
für die Xbox auf den Markt gebracht, die die Bezeichnung Simulation
auch zu Recht tragen darf. "Forza Motorsport" bietet eine Vielzahl
an Fahrzeugen, interessante Strecken, eine gute Steuerung und vor
allem eine gute Fahrphysik. In Verbindung mit dem Online-Modus bleiben
dann keine Wünsche mehr offen, so dass sowohl der Rennprofi als auch
der Genre-Neuling hier gut aufgehoben ist.
Bernhard Prommer
Features:
Spieler 1-2
Eigene Soundtracks
Dolby® Digital-Unterstützung
System Link 2-8
Xbox Communicator
Xbox-Live:
Online Multiplayer 2-8
Sprachausgabe
Freunde
Statistiken