Endlich ist es passiert. UBISOFT hat einen Ego-Shooter auf den
Markt gebracht, der (fast) keine Wünsche mehr offen lässt. Als erstes
fällt bei dem Spiel "XIII" die Grafik, die komplett im Comic-Stiel
gehalten wurde auf. Der Einzelspieler-Modus besteht aus 34
großen Level und das Blut, welches reichlich in der Gegend verteilt
wird, ist endlich mal wieder rot. Beim Studium des Handbuches wird
der ambitionierte Einzelkämpfer feststellen, dass er nicht alleine bleiben
muss, denn "XIII" ist zudem online-fähig (Xbox-Live) und an das Systemlink
wurde auch gedacht.
Der Einzelspieler-Modus, die Charaktere sowie die Grafik des Spieles
orientieren sich an der in den Achtzigern veröffentlichten gleichnamigen
Comic-Reihe des Verlages "Dargaut". So ist es nicht verwunderlich,
dass es sich um Verschwörungen, Agenten und Militär handelt.
Im Intro von "XIII" wird gezeigt, wie ein Attentat auf den Präsidenten
der USA verübt wird. Danach wacht der Spieler verletzt an einem Strand
auf und kann sich an nichts erinnern, da er sein Gedächtnis verloren hat.
Das Einzige was er bei sich trägt ist ein Schließfachschlüssel einer Bank.
Dann ist da noch die eintätowierte XIII auf seinem Schlüsselbein.
Ab diesem Moment scheint es so, als wäre die ganze Welt gegen ihn.
Er wird von allen möglichen Organisationen gejagt, da er angeblich das
Attentat auf den Präsidenten verübt haben soll. Die ganze Geschichte klärt
sich mit dem Fortgang des Spieles Stück für Stück auf, aber bis zum vorläufigen
Ende und der Klärung, wer denn die Nummer "I" ist, ist es ein langer Weg.
Der Einzelspieler-Modus kann als klassischen Ego-Shooter angesehen werden.
Die Level sind groß aber ziemlich geradlinig. Alternative Wege, um an ein Ziel
zu gelangen, sucht der Gedächtnislose vergeblich. Dafür sind die Level grafisch
und inhaltlich aber sehr abwechslungsreich geworden. Es ist von der verschneiten
Bergstation mit Seilbahnfahrt über eine U-Boot-Fahrt mit anschließendem
Kampf in dem U-Boot-Stützpunkt bis hin zum Finalen Kampf in einer geheimen
Militärbasis alles enthalten. Auch die Vorgehensweise ist recht unterschiedlich.
Teilweise muss alles aus dem Weg geräumt werden, was sich bewegt, dann ist es
zum Erfüllen der Mission unerlässlich, unentdeckt zu bleiben und teilweise
dürfen die Gegner nicht einmal umgebracht werden. Glücklicherweise wurden
der Spielfigur hierzu die nötigen Fähigkeiten mit auf den Weg gegeben.
Die Gegner können mit Stühlen, Besen oder Aschenbechern lautlos in das
Reich der Träume geschickt werden. Hat man die Möglichkeit, sich von hinten
an sie heranzuschleichen, können die Ahnungslosen auch mit einem Schlag
in das Genick beseitigt oder als Geisel bzw. lebendiges Schutzschild missbraucht
werden. Das Waffenarsenal ist ebenfalls vielfältig. Wurfmesser, Armbrust
mit Zielfernrohr, Handgranaten und diverse Maschinengewehre müssen richtig
eingesetzt werden. Scharfschützen-Freunde wird es gefallen, dass ein gewisses
"Schadensmodell" eingebaut wurde. So ist ein Kopfschuss sofort tödlich,
ansonsten sind die Gegner ziemlich zäh.
Ihre Intelligenz ist durchwachsen.
Teilweise reagieren sie auf den Spieler und weichen Schüssen gekonnt aus.
Dann kommt es aber vor, dass sie gar nichts kapieren und erst reagieren,
wenn es für sie zu spät ist. Wiederum gut gelungen ist, dass die Gegner
aufeinander reagieren. So ist es in den "ich darf nicht entdeckt werden"-Level nötig,
die Leichen zu verstecken, da ein entdeckter toter Körper zum Auslösen des
Alarmes und somit zum Scheitern der Mission führt.
Neben dem brutalen Überlebenskampf sind in "XIII" auch noch Geschicklichkeitselemente
zu finden. Ausgerüstet mit einem Enterhaken müssen Klippen überwunden und mit einem
Dietrich verschlossene Türen geöffnet werden. Richtige Rätsel wurden aber nicht
implementiert.
All die oben beschriebenen Elemente würden auf einen guten aber durchschnittlichen
Ego-Shooter hindeuten. UBISOFT's "XIII" fällt wegen seiner Grafik
positiv aus dem Rahmen. Das komplette Spiel inklusive der Multiplayer-Level
könnte als lebendiges Comic bezeichnet werden. Neben der Umgebung
und der Figuren, die sehr gut animiert sind, werden auch die Geräusche in
Comic-Sprache angezeigt. So ist eine Explosion zu hören und wird zusätzlich
in Schriftform mit einem schön gezeichneten "BAOOMM" angezeigt.
Ebenfalls ist das unheilverheißende "CLICK", wenn die Munition alle ist
sowie das "ARRR", wenn ein Gegner durch einen Kopfschuss ausgeschaltet
wurde nachlesbar. Hier taucht noch ein zweiter sehr schön anzuschauender
Comic-Effekt auf.
In kleinen Popup-Fenstern werden Informationen wie
Wachen, die um die Ecke stehen oder der Kopf eines Gegners (in Großaufnahme),
der gerade von einem Projektil in denselben getroffen wurde angezeigt.
Leider hat der Einzelspieler-Modus auch ein paar Schattenseiten.
Dass die einzelnen Level groß sind, ist positiv anzusehen, dass nur an
wenigen Checkpoints abgespeichert werden kann, ist weniger schön.
Verstärkt wird dieses Problem dadurch, dass der Spieler immer wieder
"Flashback's" hat. Diese sehen zwar schön aus und sind zum Verständnis
der Story notwendig, können aber nicht abgebrochen oder übersprungen werden.
Da die Schwierigkeit des Spieles auch noch recht hoch ist, kommt es teilweise
vor, dass man sich einige Szenen zu oft anschauen muss, was dann zu einem
gewissen Frust führt.
Garantiert frustfrei ist aber der Sound. Im Gegensatz zur Grafik ist
er eher als normal anzusehen, passt aber gut zu dem Spiel. Gespräche der
anderen Figuren sind gut zu verstehen, was auch daran liegt, dass sie deutsch sprechen.
Das komplette Spiel ist übrigens in das Deutsche übersetzt worden.
Die Hintergrundmusik wurde ebenfalls stimmig ausgewählt. Sie ist während des
Spielverlaufes sehr hilfreich, da sie sich bei Gefahr dramatisch ändert
und erst wenn sie wieder ruhiger wird, sinkt auch der Adrenalinspiegel des Spielers.
Einige Elemente der Musik haben mich stark an die "Captain Future" Serie erinnert,
wodurch ihr Stiel eingeordnet werden kann.
Über die Steuerung muss nicht viel gesagt werden. Sie ist einfach gehalten,
nicht überladen und leicht zu erlernen. Auch die Rückmeldung an den Controller
und das Verziehen des Fadenkreuzes nach einem Schuss wurde gut umgesetzt.
Es stehen vier vorgegebene Profile zur Verfügung, eine individuelle Konfiguration
ist jedoch nicht möglich.
Der Multiplayer-Modus lässt ebenfalls keine Wünsche offen. Es wurden die
Klassiker wie "Capture the Flag" oder "Deathmatch" und auch eine neue Variante,
die "Sabotage" eingebaut. Bei dem Spiel "Sabotage" müssen drei Bomben in
einem Zeitlimit an verschiedenen Stellen zur Detonation gebracht werden.
Es können bis zu vier Spieler gegeneinander oder miteinander antreten.
Hier kommt der obligatorische Splitscreen zum Einsatz. Sind weniger Personen
verfügbar, werden Bots eingesetzt. Ihre Stärke kann in vier Stufen von
"leicht" bis "verrückt" eingestellt werden. Schon im Dritten Schwierigkeitsgrad
sind sie eine harte Nuss.
Noch mehr Spaß macht aber das online Spielen. Hat sich die Xbox eingeloggt,
ist es kein Problem, einen passenden Server zu finden. Das Spiel arbeitet
technisch zuverlässig und der Schwierigkeitsgrad sowie die Intelligenz der
Gegner liegt nun nicht mehr in der Hand von UBISOFT.
Abschließend betrachtet handelt es sich bei dem Spiel "XIII"
um einen ausgewachsenen Ego-Shooter, der durch seine Grafik positiv
aus der Reihe fällt. Der Einzelspieler-Modus ist mit seinen 34 Level lange,
abwechslungsreich und bleibt auf lange Sicht hin interessant.
Auch wenn alle Level überstanden wurden, sorgt der online-Multiplayer-Modus
für fast endlosen Spielspaß. Mit diesem Potential sind durchgespielte Nächte
keine Seltenheit.
Bernhard Prommer
Features:
Spieler 1
Memory Unit (55 Blöcke)
Dolby® Digital-Unterstützung
System Link 1-8 Spieler
Xbox-Live:
Online Multiplayer
Sprachausgabe
Friends-Liste